Wundbehandlung beim Pferd
- Florian Grünig
- 21. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 3 Tagen
Behandlung einer Verletzung mit Knochenbeteiligung
Man kommt in den Stall, freut sich darauf, sein Pferd zu versorgen – doch schon beim Blick zum Paddock merkt man: Irgendetwas stimmt nicht.
So erging es uns am vergangenen Samstag.

Unser Norbert („Nobby“), ein American Paint Horse Wallach, hatte sich verletzt – ausgerechnet einen Tag vor seinem dritten Geburtstag. Schon aus der Ferne war zu erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war.
Bei genauerem Hinsehen zeigte sich: Das linke Hinterbein war geschwollen. Und unter einer dicken Kruste aus Dreck konnte man bereits eine schlimme Verletzung erkennen. Die Wunde sah aus, als sei sie bereits einen Tag alt. Viel Schmutz hatte sich darin gesammelt, und es war bereits ein beginnender Einschuss zu erkennen. Glücklicherweise lahmte Nobby nicht stark. Er konnte das Bein belasten und langsames gehen war möglich.
Was tun in so einer Situation?
Natürlich ruft man sofort den Tierarzt – dieser war auch rund 30 Minuten später vor Ort. In der Zwischenzeit begannen wir, die Wunde vorsichtig zu spülen. Aufgrund der starken Verschmutzung und der festen Krusten mussten wir zunächst auf Leitungswasser zurückgreifen.
Ich weiß – jeder Wundexperte schlägt da die Hände über dem Kopf zusammen. Leitungswasser ohne sterilen Duschfilter? Keine Ideallösung. Aber wenn nichts anderes zur Verfügung steht, ist es immer noch besser, als die Wunde unversorgt zu lassen.
Der Tierarzt trifft ein
Als der Tierarzt eintraf, bekam Nobby zunächst eine Sedierung und Schmerzmittel. Das erste Spülen hatte der Kleine tapfer über sich ergehen lassen – was man hoch anrechnen muss, immerhin ist er gerade einmal drei Jahre alt.
Nach weiterer Reinigung konnte die Wunde endlich begutachtet werden: Etwa 6 x 5 cm groß, aber vor allem etwa 4 cm tief – mit freiliegendem Knochen am Wundgrund.
Erste Versorgung mit Lotagen
Wir spülten die Wunde mit Lotagen und tamponierten sie anschließend mit einer getränkten Kompresse. Lotagen war mir aus der Humanmedizin ehrlich gesagt kein Begriff. Tim, unser tierärztlicher Retter in der der Not, erzählte mir aber, dass es im veterinärmedizinischen Bereich häufig verwendet wird.
Tim ist Miteigentümer des Tierärztlichen Gesundheitszentrums in Steyerberg.
Neugierig, wie ich bin, recherchierte ich später zu Hause ein wenig über den Wirkstoff: Policresulen.
Was ist Policresulen?
Policresulen hat tatsächlich eine Reihe bemerkenswerter Eigenschaften:
Breites antiseptisches Wirkspektrum
Wirkt gegen Nekrosen und Hypergranulation
Fördert die Granulation und damit die Heilung
Allerdings bringt es auch mögliche Nebenwirkungen mit sich – wie Brennen oder ein stechendes Gefühl bei der Anwendung. Das erklärt vielleicht auch, warum Policresulen in der Humanmedizin eher selten verwendet wird.
Zurück zu Nobby
Er erhielt vom Tierarzt noch eine Antibiotikainjektion, außerdem bekamen wir Schmerzmittel und ein orales Antibiotikum für die nächsten Tage mit.
Am Montag steht der nächste Termin mit Tim zum Verbandwechsel an – wir halten euch natürlich auf dem Laufenden!
Was wie ein gewöhnlicher Stalltag begann, wurde zu einem der stressigeren Erlebnisse, die man als Pferdebesitzer lieber nicht haben möchte. Doch zum Glück ist nichts schlimmeres passiert und stützende Strukturen, Sehnen und Bänder sind intakt geblieben – Nobby war tapfer, und wir waren schnell genug zur Stelle.
Ein herzliches Dankeschön an das gesamte Praxisteam für die schnelle und kompetente Hilfe – und das an einem Samstagabend, kurz vor Feierabend. Das ist wirklich nicht selbstverständlich.
Wir halten euch auf dem Laufenden, wie die Wundheilung weiter verläuft. Habt ihr Erfahrungen mit Lotagen oder Policresulen bei euren Tieren gemacht? Lasst es mich gern in den Kommentaren wissen!
Hier das Bild nach dem ersten Ausspülen.
Trigger-Warnung: Verletztes Tier, Blut
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