top of page

Kurative vs. palliative Behandlungsansätze in der Wundversorgung

  • Autorenbild: Florian Grünig
    Florian Grünig
  • vor 2 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Was verändert sich in der Wundversorgung, wenn wir nicht mehr von einer kurativen, sondern von einer palliativen Wundversorgung sprechen?


2 Hände umschließen einander


In der klassischen, kurativen Wundversorgung ist das Ziel klar definiert: Die Wunde soll heilen. Der Begriff „kurativ“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „heilend“. Dabei wird der Gewebedefekt nach und nach aufgefüllt und schließlich mit neuem Epithel überzogen – ein Prozess, den wir aus dem Alltag als Therapiemanager gut kennen.

Doch was passiert, wenn wir Wunden versorgen müssen, die nicht mehr heilen können?


Wenn Wunden nicht heilen – Ursachen und Herausforderungen

Wunden, die trotz sachgerechter Behandlung nicht zur Abheilung kommen, stellen eine besondere Herausforderung für unsere Arbeit dar. Die Ursachen sind vielfältig:


  • Maligne Erkrankungen (Tumorwunden): Bösartige Gewebeveränderungen verhindern eine Heilung der Wunde.

  • Nicht therapierbare Grunderkrankungen: Wenn die ursächliche Erkrankung nicht behandelt werden kann, ist auch keine Wundheilung möglich.


Ein typisches Beispiel: Ein Patient mit einem Ulcus cruris venosum, bei dem aufgrund einer schweren Herzinsuffizienz keine Kompressionstherapie durchgeführt werden darf. Ohne diese kausale Therapie bleibt die Wunde bestehen. Ist die Herzinsuffizienz nicht therapierbar und weit fortgeschritten besteht eine palliative Situation. Die Grunderkrankung ist austherapiert und verkürzt die Lebenszeit. Für die Wundversorgung gilt nun der Grundsatz der Symptomlinderung.

In solchen Fällen ist ein palliativer Wundversorgungsansatz gefragt.


Palliative Wundversorgung – Linderung statt Heilung

Das Wort palliativ stammt ebenfalls aus dem Lateinischen (pallium = Mantel) und bedeutet sinngemäß „ummanteln“. Das Verb palliare bedeutet, etwas mit einem Mantel schützend zu bedecken bzw. zu umhüllen. In diesem bildlichen Ausdruck liegen Begriffe wie Behutsamkeit, Wärme, Geborgenheit und Zuwendung. Diese symbolhafte Bedeutung beschreibt sehr treffend den Ansatz der palliativen Wundversorgung.

Ziel der palliativen Wundversorgung ist es nicht, die Wunde zu schließen, sondern:


  • Leiden zu lindern

  • Komplikationen zu vermeiden

  • Lebensqualität zu erhalten


Typische Herausforderungen bei der palliativen Versorgung von nicht heilenden Wunden oder Tumorwunden sind:


  • Starker Wundgeruch

  • Hohe Exsudatmengen

  • Blutungen

  • Infektionen

  • Starke Schmerzen

  • Schädigung der umliegenden Haut

  • Probleme mit der Fixierung von Wundauflagen


Diese Symptome belasten Betroffene häufig genauso stark wie die Wunde selbst. Daher steht bei der palliativen Versorgung die Symptomkontrolle im Vordergrund.

Zu den oben genannten Themen – etwa Wundgeruch lindern, Schmerzmanagement bei der Wundversorgung oder Exsudatmanagement – werde ich in Kürze eigene Beiträge veröffentlichen.

Psychosoziale Aspekte in der palliativen Wundversorgung

Chronische oder nicht heilbare Wunden gehen oft mit erheblichen psychosozialen Belastungen einher. Gefühle von Scham, Ekel, oder Angst vor Ablehnung sind keine Seltenheit. Als Reaktion erfolgt dann häufig der soziale Rückzug. Ein dauerhafter Geruch, sichtbare Wundauflagen oder der ständige Nässe können das Selbstwertgefühl stark beeinträchtigen. Auch das soziale Umfeld wird durch diese Probleme belastet.

Eine einfühlsame Begleitung, psychosoziale Unterstützung und offene Kommunikation sind deshalb essenzielle Bestandteile der palliativen Wundversorgung. In Gesprächen ist es wichtig, individuelle belastende Symptome zu identifizieren, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und so die Teilhabe am Leben für die Betroffenen zu verbessern.


Wundmilieu: Kurative vs. Palliative Wundversorgung

In der kurativen Wundtherapie setzen wir auf ein feucht-warmes Wundmilieu. Dieses fördert die Zellteilung und Zellwanderung – ideale Bedingungen für die sogenannte Proliferation, also den Aufbau neuen Gewebes.

Bei Tumorwunden oder nicht heilenden Wunden kann genau dieses feuchtwarme Milieu jedoch problematisch sein:


  • Förderung der Proliferation bedeutet auch Förderung des Tumorwachstums

  • Es verstärkt häufig den Wundgeruch

  • Es kann zu einer vermehrten Exsudation führen

  • Es erhöht das Risiko für sekundäre Infektionen


Deshalb ist es wichtig, in der palliativen Versorgung das Wundmilieu bewusst anders zu gestalten – angepasst an die Bedürfnisse des Patienten und das jeweilige Therapieziel.


Auswahl von Verbandmitteln

Die richtige Auswahl der Verbandmittel ist bei der palliativen Wundversorgung von entscheidender Bedeutung.

Hydrokolloidverbände, Folienverbände und PU-Schäume sollten nach Möglichkeit vermieden werden. Diese Materialien sind semipermeabel bzw. semi-okklusiv – das bedeutet: Feuchtigkeit kann nicht von außen eindringen, jedoch von innen nach außen abdampfen. Dies unterstützt ein idealfeuchtes Wundmilieu, das wir bei tumorassoziierten Wunden jedoch gerade nicht anstreben. Nahezu alle Schaumverbände besitzen diese semi-okklusiven Eigenschaften.

Eine geeignetere Wahl für die palliative Versorgung sind saugfähige Kompressen oder Superabsorber. Auch hier sollte möglichst auf eine Fixierung mit Folienverbänden verzichtet werden.

Wichtig ist zudem, dass bei der Verwendung von Superabsorbern sichergestellt wird, dass die Wundauflage nicht mit der Wunde verklebt. Eine Wundkontaktschicht ist essenziell. Diese kann entweder bereits im Superabsorber integriert sein oder als separate Komponente verwendet werden. Letzteres ist oft vorteilhaft, da die Wundkontaktschicht auf der Wunde belassen und lediglich der Sekundärverband gewechselt werden kann.

Wie bereits erwähnt, steht in der palliativen Wundversorgung stets die Lebensqualität der Betroffenen im Mittelpunkt. In manchen Situationen kann es deshalb durchaus sinnvoll sein, semipermeable Folien oder Schäume gezielt einzusetzen – etwa zur Geruchskontrolle, oder weil sie kosmetisch akzeptabler sind.


Fazit

Nicht jede Wunde kann heilen. Aber jede Wunde verdient eine bestmögliche Versorgung – sei sie kurativ oder palliativ.



Du möchtest mehr über die palliative Wundversorgung erfahren oder hast Fragen zur Versorgung chronischer Wunden?

Dann folge mir auf Facebook oder LinkedIn für weitere Fachbeiträge oder kontaktiere mich direkt – gemeinsam finden wir Lösungen, die die Lebensqualität verbessern.

Comments


Adresse:

Zur Grünshorst 4

27245 Barenburg

​Kontakt:                 

Telefon: 0179 / 73 92 447

Fax: 0 42 73 / 600 999 8

info(at)gruenig-wundmanagement.de

  • Facebook
  • LinkedIn

Social Media:

Sprechzeiten:

Mo. bis Fr.             8 - 17 Uhr

Samstag              Geschlossen

​Sonntag               Geschlossen

© Grünig Wundmanagement GmbH

bottom of page